Samstag, 19. Mai 2012

Hängengeblieben

Tja, so geht es manchmal: Unmassen von Material gesichtet, stapelweise Bücher durchgeackert, tausend Ideen, und man kriegt nix aufs Papier ... ähm, in den PC. Auch beim Romanschreiben kenne ich solche Phasen; nein, Schreibblockade möchte ich das nicht nennen, das wäre mir zu dramatisch. Es ist einfach eine schreibunkreative Phase. Was also tun? Den Garten genießen, Unkraut jäten, Haus mal wieder putzen, und das Gedankenkarussell einfach laufen lassen. Das Schöne ist, dass es mir von selbst sagt, wann es wieder bereit ist, neue Gäste aufzunehmen *g*.

Wenn ich meine "schreibunlustigen Zeiten" nachträglich hinterfrage (und ehrlich bin), so lag es meistens daran, dass das, was ich wollte, so nicht funktionieren konnte. Beim Roman stimmt dann oft etwas mit den Figuren nicht, sie stellen sich im wahrsten Sinne des Wortes quer. Manchmal wollen sie auch einfach eine Pause haben, und ein anderes Mal merke ich, dass mir für eine Beschreibung noch Details fehlen. Und jetzt also die Krux mit der Wahrheit. So ist das "hängengebliebene" Kapitel in meinem Manuskript überschrieben, aber SO hatte ich das nun nicht gemeint! Ich glaube, in diesem Fall ist mein Problem, dass ich nicht zu wenig, sondern viel zu viel gelesen habe. Schließlich kann es in einem Vernehmungsbuch nicht darum gehen, philosphische Betrachtungen über die "einzig wahre Wahrheit" anzustellen. Aber in die Tiefen philosophischer Betrachtungen über das Leben einzutauchen, ist unglaublich spannend! Ja, das hat auch was mit Wahrnehmung, mit Irrtum, mit Denken zu tun - aber das kommt ja alles noch in späteren Kapiteln. Ich weiß genau, WIE es in dem Buch stehen soll, aber nicht, WIE ich das hinbekomme, es so zu schreiben, dass es nicht zu viel und nicht zu wenig wird ... Aber auch das ist ähnlich wie beim Romanschreiben.
Als ich an "Die Farbe von Kristall" arbeitete, stapelten sich kopierte Zeitungsartikel auf dem Schreibtisch, und außerdem so viele Bücher, dass ich nur noch mit Hilfe von unzähligen Post-its einigermaßen den Überblick behalten konnte. So viele interessante Dinge fanden sich, und ich glaubte, das müsse unbedingt irgendwie in die Geschichte hinein... Hätte ich nicht irgendwann rigoros gesagt: NEIN, das interessiert den Leser nicht!, wäre der Roman wohl noch zweihundert Seiten länger geworden. Zum Glück habe ich kompromisslose Testleser, die mir meine "Auswüchse" um die Ohren hauen, wenn sie zu opulent geraten. In diesem Sinne: Die Wahrheit ruft!

Mit nächtlichen Grüßen
Nikola

PS: Wer gern mal ganz konkret und chronologisch wissen will, wie ein Roman entsteht, dem empfehle ich das Romantagebuch von Jutta Wilke: http://romantagebuch.blogspot.de/

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