Dienstag, 12. März 2013

Der saugemütliche Ohrensessel & dicke Schmöker

Eine Hommage an altmodische Buchläden mit saugemütlichen Ohrensesseln. Für Leute, die Geschichten und dicke Schmöker lieben. Und sich ein bisschen Zeit fürs Lesen gönnen. Immer noch. Auch online.

Frankfurt am Main, in jenem September ...


Werte Besucher!

Eigentlich sollte an dieser Stelle eine journalistisch veredelte Mitteilung als Antwort auf die Frage platziert werden, wie und warum es zur Gründung des Thoni Verlags kam. Das Problem: Ein Reporter mit dem nomen est omen Rudi Ratlos von der örtlichen Tageszeitung NNB (Neues Nachrichtenblatt) hat das Interview mit dem Verleger versaubeutelt. Und jetzt erscheint nix in der Presse, und wäre der Chronist nicht zufällig in Hörweite des Geschehens gewesen, wäre dieses überaus wichtige Ereignis der Menschheit wohl für immer verborgen geblieben.

DAS INTERVIEW.

FRAGE NNB: Sie haben jüngst den Thoni-Verlag gegründet ...

DER VERLEGER: Gegründet ist gut. Ich bin zum Gewerbeamt, hab ein Formular ausgefüllt und 15 Euronen auf den Tisch geblättert. Das war`s.

NNB: Und warum haben Sie das getan?

DER VERLEGER: Ich hatte 15 Euro übrig.

NNB: Ich nehme Sie ernst. Sie sollten mich auch ernstnehmen.

DER VERLEGER: Das ist ein verdammt ernstes Geschäft, ja. Also: Ich habe einen Verlag gegründet, weil ich keine Bücher verlegen will.

NNB: Häh?

DER VERLEGER: Thoni - der Verlag ohne Bücher. Das ist mein verlegerisches Selbstverständnis. Eine Herausforderung. Meine Philosophie. Ich werde das kontinuierlich entwickeln und ausbauen.

NNB: Sie wollen mich verscheißern, oder?

DER VERLEGER: Na, das ist jetzt aber off records, mein Lieber, hm? Aber um bei Ihrer Formulierung zu bleiben: Verscheißert fühle ich mich! Oder besser gesagt, mein Freund Bertram Buchmann, der heißt nämlich nicht nur so, sondern ist tatsächlich Buchhändler. Der hat den kleinen Laden vorn an der Ecke. Vielleicht waren Sie schon mal drin? Nein? Sei`s drum. Berti wird jedenfalls mindestens zweimal pro Jahr von Büchertsunamis heimgesucht, und dann muss er sie irgendwohin stapeln, diese wogenden Massen aus kreischbunter Pappe und Papier, aber im tiefsten Inneren seiner Buchhändlerseele mag er keine kreischbunten Bücherstapel, vor allem, wenn der Inhalt einen Monat lang hipp, und im nächsten schon wieder hopp ist. Da muss er nämlich ständig umräumen. Und dann schwitzt er und kriegt Pickel. Und das juckt und sieht doof aus. Und da hab ich zu ihm gesagt, Berti, hab ich gesagt, meckern kann jeder! Aber ich bin dein Freund, ich helf dir. Und was soll ich sagen? Berti findet mein Verlagsprogramm klasse! Da muss er nämlich null Minuten überlegen, auf welchen Stapel er die Neuerscheinungen legen soll, und jetzt hat er endlich mal wieder Zeit, mit mir ein Bier trinken zu gehen.

NNB: Und warum, in drei Teufels Namen, müssen Sie dafür einen Verlag gründen?

DER VERLEGER: Ich hatte 15 Euro übrig.

NNB: (läuft schreiend davon) Diesen Quark druckt mir doch keiner! Nicht mal online!

DER VERLEGER: (grinst) Der ist neugierig. Der kommt wieder. Wetten?
 
 
(c) Thoni Verlag
 Fortsetzung folgt ...
 
 

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