Dienstag, 2. April 2013

NEIN! NEIN! NEIN!

Eins vorweg: Ich gehe sehr, sehr gerne ins Literaturcafé; dort gibt es immer etwas zu entdecken, zum Thema Bücher und Büchermacher, übers Schreiben, über Schreiber - es ist DER Treffpunkt im Netz für Leute, die Bücher mögen. Und weil ich nach getaner Arbeit gern ein wenig durchs Netz schlendere, habe ich heute Abend einen Besuch im Literaturcafé gemacht. Und dachte, mich trifft der Schlag. Einen Aprilscherz hatte man sich erlaubt: amazon kürze die Tantiemen für Selfpublisher von 70% auf 40%. Aber das war nicht das Schlimme, das Schlimme stand verschämt versteckt im Text und wurde noch als Errungenschaft avisiert:

Zitat: "Die direkte Reduzierung des Autorenhonorars wie in unserem Aprilscherz wäre sicherlich zu plump. Dennoch würden ohne Frage viele Verlage und Autoren dafür zahlen, wenn sie erfahren, wie viele Leser ein E-Book nach dem Kauf wirklich gelesen haben und ob die Lektüre vollständig abgeschlossen wurde."
Das war der harmlose Auftakt. Es folgten Aussprüche in dem Sinne, dass man ja dann als Autor seine Geschichten entsprechend dem Lesergeschmack anpassen könnte, damit man mehr verkaufen könnte. Zum Beispiel, wenn Leser ausstiegen, weil ihre Lieblingsfigur stürbe etcetera. Das sind Momente, in denen mir der virtuelle Kaffee im Halse stecken bleibt! Und ich, trotz der späten Stunde, zum Griffel greife:

NEIN, NEIN, NEIN!!! Wir haben schon viel zu viele "Schablonenschreiber"! Ich jedenfalls würde NULL Cent für diese Information bezahlen, denn genau mit diesem Dilemma kämpfen doch viele Autoren gerade: Dass die (großen) Verlage GENAU das verlangen. Schreiben nach Schema F. Gut,  zugegeben: Auch ich will mit meinen Büchern Leser erreichen, und ich verschenke sie nicht, sondern will sie verkaufen, also Geld damit verdienen. Aber das heißt doch bitte nicht, dass es NUR noch darum geht, Geld zu verdienen, und man ALLES schreiben muss, was irgendwelche Statistiken auswerfen. Nicht der Aprilscherz hat mich entsetzt, sondern diese Aussage. Quo vadis, Buchkultur?
 
So. Aufgeregt und abgeregt. Ich wünsche allen einen guten Start in die Woche!

PS: Hier geht`s zum Originaltext:

http://www.literaturcafe.de/nach-goodreads-uebernahme-amazon-kuerzt-autorenhonorare-auf-40/#comments

2 Kommentare:

  1. Prima aufgeregt :-)

    Genau so muss es auch sein. Wenn ich immer und überall nur bestätigt werde, kann ich mich nicht weiterentwickeln. Wenn die Autoren nur das schreiben, was ich mir vorstelle, brauche ich sie irgendwann nicht mehr. Dann schreibe ich mir meine eigenen Geschichten. Und umgekehrt: Wenn ich als Autor nur noch so schreibe, wie das (manche) Leser einfordern, dann bin ich als Autor bald überflüssig und liefere nur über Textbausteine ab, was Leserinnen und Leser haben möchten. Das können die dann auch selber. Die Zukunft für Lesegeneratoren ist dann gekommen. Man gibt stichwortartig an, was man haben möchte, sucht aus einer Liste Protagonisten und Antagonisten aus, ein Szenario (zeitgemäß oder historisch), gibt das Genre vor: das Lesergerechte Buch kommt aus der Maschine.

    Schöne neue Welt. Ich will sie so nicht haben.

    Herzliche Grüße aus dem Taubertal

    Horst-Dieter Radke

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    1. Herzlichen Dank für den Kommentar, den ich natürlich sofort unterschreibe :)) Es gibt doch noch mehr von "unserer Spezies" :)

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