Samstag, 26. Oktober 2013

Wut im Bauch!

Ja, ich gehöre auch zu denen, die es NICHT gut finden, dass Leute vom Schlage eines "Spiegelbest" ein Forum und damit Gratis-Werbung(!) ausgerechnet bei einer Selfpublishing-Organisation erhalten, die Qualitätssicherung auf ihre Fahnen geschrieben hat (Qindie). Verflixt noch mal: Warum musste man auch noch das Piratennest mit Adresse benennen?!
Natürlich halte ich die Diskussion aus, auch, dass anderen der Illegal-Download ihrer Bücher egal zu sein scheint. MIR ist das NICHT egal. Weil ich auch etwas dagegen hätte, wenn am Monatszweiten die Hälfte meines Gehalts zurückgebucht würde, weil jemand meint, er bräuchte auch ein bisschen Geld und ich hätte ja ohnehin noch genug und außerdem ... Lassen wir das.
Natürlich trete ich deshalb nicht bei Qindie aus, aber ich finde schon, dass man eine solche Diskussion, wenn schon, mit etwas mehr "Hinterdenken" anzetteln sollte. Das Statement des Herrn "Buchpiraten" ist ein geschickter Marketing-Schachzug. ER zumindest hat seine Publicity bekommen. Wenn Qindie nicht aufpasst, bleibt es auf dem Kollateralschaden sitzen.  
Wenn ich überlege, wie viel - gerade in Selfpublisher-Kreisen - Wert darauf gelegt wird, "frei" zu sein, frei von inhaltlichen, frei von organisatorischen, frei von VERLAGS-Zwängen - und die gleichen Leute finden es dann überlegenswert, mit "Unternehmungen" zu liebäugeln, deren "Inhaber" die Entrechtung von Autoren zum Geschäftsmodell erklärt haben? Das macht einigermaßen fassungslos.
Und mal ehrlich: Gerade die Selfpublisher gehen doch mit der Preisgestaltung schon mehr als es teilweise die Schmerzgrenze erlaubt, auf ihre Leser zu. Einen Roman für den Gegenwert einer Tasse Kaffee oder einer Schachtel Zigaretten! Wenn Leser nicht mal bereit sind, das zu bezahlen: Welchen Wert messen wir uns selbst, unserer Arbeit noch zu? Statt Pionierarbeit zu leisten, indem wir Selfpublisher selbstbewusst sagen: Hey, Verlage, Ihr habt im Printbereich durch die Möglichkeit, große Auflagen zu drucken, die Nase vorn, was die Preise angeht, aber WIR haben im eBook-Bereich die Nase vorn, weil wir die günstige Herstellung eines eBooks eben nicht auf den großen Verlagsapparat übertragen müssen ... Nein, statt dessen wird "Gratis-Kultur" gefahren oder eine Flatrate schöngeredet. FLATRATE für Bücher. Supi. Was und wer wird davon wohl profitieren? Natürlich die Bestseller. Aber doch nicht engagierte und schreibende Überzeugungstäter, die nicht bei jedem Wort auf den Publikumsgeschmack schauen und vielleicht gerade deshalb lesenswerte Bücher schreiben? Haben diejenigen unter uns, die aus der Verlagswelt kommen, nicht genau das im Selfpublishing gesucht? Die Freiheit, gerade einmal NICHT jedem Trend hinterherzuschreiben? Sich gerade NICHT von anderen bestimmen, bevormunden zu lassen? Das, was "Spiegelbest" macht, propagiert und will, widerspricht dem Gedanken der Schriftsteller- und Verlegerfreiheit gleichermaßen. ER weiß, was für uns gut ist. Und wenn wir das nicht einsehen, dann haben wir halt Pech gehabt und sind von gestern.
Ok. Dann bin ich von vorgestern.*
 
Und hier ein paar Links zum Verständnis:

Qindie - das Autorenkorrektiv (Startseite)
Beitrag von (Qindie-Mitglied) Ruprecht Frieling dazu (und darunter meine in Wallung geschriebene Erwiderung, die über das Oben Gesagte noch hinausgeht ;))

* In leicht abgewandelter Form habe ich den Post auch bei Qindie hinterlassen.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen