Sonntag, 19. August 2012

Apple ist schuld


Das eBook-Veröffentlichen via Kindle-Direktpublishing macht immer mehr Autoren neugierig, so auch mich. Die Resonanz der Leser ist zwiespältig: Selbst wenn man die Papier-Liebhaber ausklammert, ist das Bild nicht einheitlich: Es liegt schlichtweg am Format. Der Kindle ist mittlerweile sehr bekannt, nutzt aber  das .mobi-Format, das ein iPad nicht ohne  Weiteres versteht. Klar, man kann sich mit Apps behelfen oder mit entsprechenden Programmen konvertieren. Trotzdem: Es wäre doch interessant, auch direkt  für andere eBook-Shops zu publizieren, dachte ich mir … und stieß auf eine Plattform, die genau das ermöglicht: Xinxii. Automatisch geht das jedoch nicht, und für den iBook-Store braucht`s eine ISBN.
Na gut, dachte ich bei mir: Einen fertigen Roman habe ich, und eine ISBN ist schnell beschafft. Stimmt auch soweit, obwohl 85 Euro Gebühr für 13 Ziffern doch recht happig ist. Und dann war da diese Idee …. Warum nicht gleich ein Päckchen kaufen? Das ist günstiger und ermöglicht es, auch Folgewerke problemlos anzubieten. Die freundliche Dame der “ISBN-Vergabestelle“ machte mir insofern Mut, als sie mir am Telefon sagte, es genüge, eine Gewerbeanmeldung vorzulegen, um mehrere ISBN zu erwerben. Na, damit hatte ich kein Problem, denn seit dem Jahr 1995 bin ich Inhaberin der Einzelfirma „Kunst & Kommunikation“, über die ich meine Vermittlung für die International Penfriends, aber auch meine kleineren Projekte laufen lasse, die ich als Books on Demand herausbringe. „Herstellung und Verkauf von Literatur“, so der Firmenzweck, sollte da allenthalben genügen. Haste gedacht! VERLAG muss drinstehen. Am Freitagmorgen war es soweit: Ich nahm einen halben Tag frei, marschierte aufs Gewerbeamt, beantwortete einige freundliche Fragen und zahlte 30 Euro Gebühr. Dann hielt ich ihn in der Hand: die beglaubigte  Bescheinigung, dass ich jetzt Verlegerin bin. Weiteres folgt.  J

Samstag, 21. Juli 2012

Was mit den Gedanken tun

... fehlt da nicht ein Zeichen: Fragend? Ausrufend! - Oder gar die drei Pünktchen, mit denen ich den Post hier beginne? Ja! Das passende Zeichen gibt der Aussage den Gehalt, aber manchmal lässt man sie weg, weil der Leser selbst entscheiden soll. Denn es ist ein Unterschied, welches Zeichen man setzt, es ändert nicht nur in der geschriebenen, auch in der gesprochenen Sprache den Sinn eines Satzes. Die gesprochenen Zeichen sind Laute - Ironie entsteht so, Trauer, Empörung, Fröhlichkeit, die ansteckt, Griesgram, der aneckt. Im Netz bleibt nur das Zeichen - oder hilfsweise das Smiley - um zu sagen, wie das Gesagte gemeint ist, und bei all der Schnell-Leserei scheint auch das vielen zu entgehen oder sie verzichten darauf, beim Schreiben wie beim Lesen. Schade ist das, denn letztlich arbeiten wir ja mit Worten, wenn wir schreiben, aber auch, wenn wir sprechen - wir wollen etwas ausdrücken, und zwar so, dass das Gegenüber uns auch versteht.

Seit einiger Zeit ist viel die Rede von den "schlechten" Einflüssen des Internets, von "Cyber-Mobbing", von "Shitstorms". Digitale Empörung, die Übersetzung für Shitstorm hat was! Sie drückt nämlich aus, dass diese Empörung nicht real, sondern digital ist. Nur stehen dahinter reale Menschen, die aber offenbar mit dem Eintritt in die digitale Welt vergessen, dass sie auch online reale Menschen bleiben. Würden sie so mit ihrem Nachbarn reden? Mit ihrem Chef, wenn sie ihm persönlich im Büro gegenüberstünden? Mit dem Beamten auf dem "Amt"? Normalerweise stellt man in Textzusammenhängen solche Fragen rhetorisch, das heißt, ich erwarte jetzt vom Leser ein inneres "NEIN". Aber die Lektüre der Offline-Medien (sprich: die Zeitung beim gemütlichen Urlaubs-Frühstück) offenbart, dass der Umgang mit den Mitmenschen auch im realen Leben zunehmend leidet. Der Ton sei rauher geworden, in Ämtern, in Firmen, allüberall. Und was bietet man als Lösung an? "Wir versuchen zunehmend, den persönlichen Kontakt zu vermeiden."

Das stand da wirklich und wahrhaftig. Und dafür kann das Internet nun wirklich nix.

Ich wünsche Euch ein kreatives Wochenende - und die nötige Muße und Gelassenheit, über die richtigen Zeichen nachzudenken. Online, Offline. In Geschichten, in Posts, im wahren Leben.

Sonntag, 3. Juni 2012

Was mich inspirierte


"Wann immer Eli dieser Tage in den Garten kam, führte ihr erster Weg zur Terrasse, außer an einem Mittag im frühen Juni. Sprachlos stand sie da und staunte: All das Gestrüpp mit seinen Dornenranken, das grüne Gewirr, das die Bäume und Sträucher durchwuchs, den Pavillon bedeckte, die Mauer und die Pergola unter sich begrub und über die Terrasse bis aufs Dach des alten Hauses hinaufwucherte, all das Hässliche und Stachlige, über das sie so oft geschimpft hatte, weil es die Blumen erstickte, weil sie sich die Hände daran aufriss und die Kleider, wenn sie nicht aufpasste, das alles war über Nacht zu einem vieltausendblättrigen Blütenmeer aus zartem Rosé und sattem Rosa, aus kräftigem Rot und strahlendem Weiß, aus Crème- und Sonnenaufgangsgelb geworden. Als hätte ein Maler die Farben von Sonne und Mond, Feuer und Schnee zu immer neuen Nuancen auf seiner Palette gemischt und so satt auf grünen Grund getupft, bis sogar Elis Regenbogenbeet nur mehr ein Klecks darin war. Und als Firnis hatte er einen süßen Duft mit einem Hauch frischgeriebener Zitrone darüber gelegt. Selbst Nikodemus strahlte: Die Rosen blühten – der Sommer war da!"

aus: Nikola Hahn, der Garten der alten Dame


Eine der häufigsten Fragen, die Leser und Journalisten Schriftstellern stellen, ist die, woher man "die Idee" nehme. Für meinen Roman "Der Garten der alten Dame" lag diese Idee sozusagen direkt vor der Haustür. Hier der Beweis:

Der Garten ...


    

Dienstag, 29. Mai 2012

Worte zum Klingen bringen

Als ich vor vielen Jahren (Mitte der 1980er) einen Fernlehrgang im Schreiben belegte, buchte ich zusätzlich zum belletristischen und journalistischen Schreiben einen Lyrikkurs hinzu - damals gab es das noch, heute findet die "Kleine Form" dort keine Nische mehr. Für mich war es eine Dreingabe, denn eigentlich wollte ich vor allem das Romanschreiben lernen. In der Nachschau jedoch haben mich diese wenigen Monate, die ich "lyrisch verlängerte", eine wundervolle Erfahrung gelehrt: Wie bereichernd es sein kann, mit wenigen Worten Empfindungen Leben zu geben. Es gibt Stoffe, die tragen für Romane, andere lassen sich zu Geschichten formen, aber wenn es um das Eigentliche geht, um das, was Leben "tief drinnen" mit uns macht, wie wir darüber fantasieren, räsonieren, lamentieren, kommt die Poesie zum Zuge! Mit Worten spielen, sie konzentrieren, sich konzentrieren, feilen, überlegen, wägen, wiegen, wagen: sagen ... Es ist diese Freude, mit der Sprache zu spielen, die mich immer wieder zur Lyrik treibt, der brotlosen Kunst, von der man behauptet, dass mehr Menschen sie produzierten als läsen.
Die Freude am Tun kann das nicht nehmen, und so entstand im vergangenen Jahr ein kleiner Zyklus, GedankenBilder. Nicht nur für die Schublade, nein, aber so "klein" in der Öffentlichkeit, dass es sozusagen doch privat blieb. Und dann kam diese Post ... Spuren sind meine Worte. Eine Ausschreibung für einen Förderpreis in Lyrik - den Verleger kenne ich seit langen Jahren, bewundere sein Engagement für die Lyrik, die feinen, schönen Bücher seines kleinen Verlags, der nichts als Lyrik herausgibt. In der einen und anderen Anthologie war ich vertreten: Lyrik heute, Das Gedicht, Der Wald steht schwarz und schweiget. Lange ist das her.

Spuren sind meine Worte. Welch ein wunderbares Motto! Ja, ich habe mal wieder meine Gedichte ausgepackt ... eine Auswahl getroffen und eingesandt. Eine stille Freude.


Gedichte sind
Gedanken
Wörter-Welten
Träumen Wachen
Trauern Lachen
Leben
Auf den Punkt gebracht.

(aus: Baumgesicht, 2009)

Samstag, 19. Mai 2012

Hängengeblieben

Tja, so geht es manchmal: Unmassen von Material gesichtet, stapelweise Bücher durchgeackert, tausend Ideen, und man kriegt nix aufs Papier ... ähm, in den PC. Auch beim Romanschreiben kenne ich solche Phasen; nein, Schreibblockade möchte ich das nicht nennen, das wäre mir zu dramatisch. Es ist einfach eine schreibunkreative Phase. Was also tun? Den Garten genießen, Unkraut jäten, Haus mal wieder putzen, und das Gedankenkarussell einfach laufen lassen. Das Schöne ist, dass es mir von selbst sagt, wann es wieder bereit ist, neue Gäste aufzunehmen *g*.

Wenn ich meine "schreibunlustigen Zeiten" nachträglich hinterfrage (und ehrlich bin), so lag es meistens daran, dass das, was ich wollte, so nicht funktionieren konnte. Beim Roman stimmt dann oft etwas mit den Figuren nicht, sie stellen sich im wahrsten Sinne des Wortes quer. Manchmal wollen sie auch einfach eine Pause haben, und ein anderes Mal merke ich, dass mir für eine Beschreibung noch Details fehlen. Und jetzt also die Krux mit der Wahrheit. So ist das "hängengebliebene" Kapitel in meinem Manuskript überschrieben, aber SO hatte ich das nun nicht gemeint! Ich glaube, in diesem Fall ist mein Problem, dass ich nicht zu wenig, sondern viel zu viel gelesen habe. Schließlich kann es in einem Vernehmungsbuch nicht darum gehen, philosphische Betrachtungen über die "einzig wahre Wahrheit" anzustellen. Aber in die Tiefen philosophischer Betrachtungen über das Leben einzutauchen, ist unglaublich spannend! Ja, das hat auch was mit Wahrnehmung, mit Irrtum, mit Denken zu tun - aber das kommt ja alles noch in späteren Kapiteln. Ich weiß genau, WIE es in dem Buch stehen soll, aber nicht, WIE ich das hinbekomme, es so zu schreiben, dass es nicht zu viel und nicht zu wenig wird ... Aber auch das ist ähnlich wie beim Romanschreiben.
Als ich an "Die Farbe von Kristall" arbeitete, stapelten sich kopierte Zeitungsartikel auf dem Schreibtisch, und außerdem so viele Bücher, dass ich nur noch mit Hilfe von unzähligen Post-its einigermaßen den Überblick behalten konnte. So viele interessante Dinge fanden sich, und ich glaubte, das müsse unbedingt irgendwie in die Geschichte hinein... Hätte ich nicht irgendwann rigoros gesagt: NEIN, das interessiert den Leser nicht!, wäre der Roman wohl noch zweihundert Seiten länger geworden. Zum Glück habe ich kompromisslose Testleser, die mir meine "Auswüchse" um die Ohren hauen, wenn sie zu opulent geraten. In diesem Sinne: Die Wahrheit ruft!

Mit nächtlichen Grüßen
Nikola

PS: Wer gern mal ganz konkret und chronologisch wissen will, wie ein Roman entsteht, dem empfehle ich das Romantagebuch von Jutta Wilke: http://romantagebuch.blogspot.de/

Sonntag, 6. Mai 2012

Der Atem der Vergangenheit

Was macht es so spannend, in alten Büchern zu graben? Na gut, falsch formuliert: Was macht es so spannend für MICH, in alten Büchern zu graben? Es ist die Lust am Entdecken, die Neugier auf das, was gestern wahr war und heute vergessen ist - aber auch die Faszination, auf vergilbtem Papier und in alter Schrift das zu finden, was auch heute bewegt, zu erkennen: Die Welt hat sich gewandelt und ist doch gleichgeblieben.
Neben den gestern erwähnten lesetechnischen Ausflügen in die Welt der Neurowissenschaft, reise ich parallel in die Welt der 1920er Jahre und studiere "Lehrbriefe" über "Die Kunst richtig zu denken" in vier Teilen. So heißt das kleine Werk, das 1922 erschienen ist, aber tatsächlich auf Ausführungen zurückgeht, die noch einhundert Jahre älter sind. Der vollständige Titel lautet:

Die Kunst, richtig zu denken
Ein Lehrgang der Gymnastik des Geistes und eine Schule des Denkens in Unterrichtsbriefen für alle, die etwas erreichen wollen

von

 Prof. J. A. Bergk
neu bearbeitet und erweitert von
Reinhold Gerling und Hanns F. Frosch


9. bis 11. Tausend
Orania-Verlag G.m.b.H., Berlin (1922)


Auf vergilbtem Papier in Fraktur gedruckt (woran ich mich immer erst ein wenig gewöhnen muss, bis es beim Lesen "flutscht"), der Umschlag eine billige blaue Pappe, Band eins mit Klebeband zusammengehalten und der Titel sicherlich alles andere als marktgängig: Die vier Büchlein spiegeln die Zeit, in der sie entstanden, innen wie außen, die Anfänge der Weimarer Republik, Jahre der Not, aber auch den Aufbruch in neue Zeiten.
Warum lese ich das - zumal ich ja gerade KEINEN historischen Roman schreibe, sondern ein sehr gegenwärtiges Buch über Vernehmungstechniken? Ich könnte das seitenweise erklären, tue ich aber nicht, weil Ihr mir das sicher übel nehmen würdet, also kurz: Es ist erhellend! Es hilft, Neues einzusortieren, ein bisschen gelassener zu werden und abzuwägen, wenn es daran geht, zu entscheiden: Was ist wirklich neu - und mit welchen Dingen beschäftigen wir und nur neu?
Bevor ich wieder eintauche in den Gilb der Geschichte :)) ein kurzes Zitat aus ebenjenem Buch:

"Wir unterschätzen die Vergangenheit, weil wir die Gegenwart übeschätzen. Nur vergessen wir dabei, daß wir ganz und gar auf den Schultern der Alten stehen, und daß sie - von den technischen Erfolgen abgesehen - recht viel von den Dingen wußten, die wir für Gedankenprodukte unserer Zeit halten. Sie brachten sie allerdings anders zum Ausdruck. Ihre Sprache war weniger "wissenschaftlich", aber sie war dafür verständlicher als die Sprache, die man heute für gewöhnlich in wissenschaftlichen Büchern antrifft (...)."
(Erster Teil, S. 10)

Das hat was, oder? Ja, und dann gibt es noch diese wunderbaren Augenblicke, die Sammler alter Werke wohl das Entsetzen in die Augen trieben: Anmerkungen der Leser, mit Bleistift an den Seitenrand geschrieben, Unterstreichungen, Fragezeichen, oder, wie in diesem Buch: eine persönliche Botschaft aus der Vergangenheit ... eine eingelegte Visitenkarte eines Dr. med. Rudolf B. (den vollen Namen lasse ich weg, da es heute noch Ärzte dieses Namens gibt ...), dessen Stempel auch im Buch zu finden ist, was mir zeigt, dass dieser Dr. med. irgendwann das Buch besessen hat. Und auf der Rückseite seiner Visitenkarte (auf deren Vorderseite außer dem Namen und "Arzt" nichts steht) hat er in schwarzer Tinte handschriftlich vermerkt: Immer das Gute sehen!
Ein Gruß aus der Vergangenheit, der berührt.

Habt einen schönen Sonntag.
Nikola

Samstag, 5. Mai 2012

Über die Wahrheit

... gibt es viel zu sagen und doch keine Antwort! Aber wenn man sich mit dem Thema "Wahrheitsfindung" schreibend beschäftigt, gehört es dazu, dass ich mich auf die Suche mache,  unterschiedliche Literatur lese und darüber nachdenke, wie sich das alles in das Buch einpasst, an dem ich gerade arbeite. Seit einiger Zeit dominieren in den Medien Themen mit der Vorsilbe "Neuro", und auf den ersten Blick könnte man meinen, da sei etwas völlig Revolutionäres auf dem Weg, das endlich erkläre, wie die Welt und insbesondere der Mensch ticke. Aber wie das so ist mit dem "ersten Blick": der zweite offenbart oft anderes und entlarvt den ersten als Konstrukt, eine Erstannahme ohne ausreichendes Prüfmaterial.
Heute Morgen kam (mal wieder ;) ) ein Bücherpäckchen an, durch das ich mich gerade querlese, mit dabei: Gedankenlesen und Die Neurogesellschaft. Natürlich habe ich mir auch einiges an Stoff zum Thema aus dem Netz "gefischt", aber schon die erste Durchsicht der Bücher zeigt den Wert gedruckter Information: umfassend, strukturiert, mit ordentlichen Quellenangaben versehen - das macht Freude zu lesen. Und dann lande ich über die Quellen doch wieder im Netz ... und entdecke eine Online-Zeitschrift, in die ich sicherlich demnächst öfter reinschauen werde: www.telepolis.de .

Und jetzt muss ich (nein: will ich!) weiterstudieren und überlegen, wie ich die geschätzten tausend Seiten Stoff, durch die ich mich seit der vergangenen Woche geackert habe, auf schätzungsweise zehn Seiten in meinem Manuskript runterbreche :))
Bis demnächst in der Stube
Nikola

Hier die genannten Bücher (beide von Stephan Schleim):