Freitag, 11. Oktober 2013

BUCHTHEATER - 2. Die Akteure


1.
Der Inhaber von THONI – Der Verlag ohne Bücher, der wegen seiner hauptberuflichen Tätigkeit nicht ins Internet darf und deshalb kurzerhand: DerVERLEGER genannt zu werden wünscht, auch wenn er gar nichts verlegt. Einfach der Einfachheit halber.

2.
Bertram Buchmann, auch Berti der BUCHHÄNDLER genannt, mit dem kleinen Laden an der Ecke, der schon lange nicht mehr weiß, wie und wo er die ganzen Neuerscheinungen in seinen wenigen Regalen unterbringen soll und der am liebsten nur noch literarische Perlen verkaufen würde, wenn er denn wüsste, an wen.

3.
Willi, der WIRT, mit der kleinen Kneipe vor der Ecke, denn an der Ecke ist ja schon der Buchladen von Berti. Willi hat auch einen Nachnamen, aber den hat er vergessen, denn alle sagen sowieso nur Willi zu ihm.

4.
Rudi Ratlos, der rasende REPORTER, der vorwiegend bei der örtlichen Tageszeitung Neues Nachrichtenblatt ( NNB ) und so frei arbeitet, das er abends nicht weiß, wovon er morgens seine Brötchen bezahlen soll und deshalb ständig auf der Suche nach good news, das heißt also bad news ist - und dabei die unsinnige Hoffnung hegt, dass seine Artikel nicht nur new, sondern auch sinnvoll sein könnten. Und dass ihn sein Chef in Ruhe lässt. Was leider beides zumeist nicht der Fall ist.

5.
Eduard "Eddy" Weber, der MARKETINGEXPERTE, wegen seines Faibles für crossmediale Werbekonzepte auch Ad Web genannt, der nachgerade vor genialen Ideen birst und alles und jeden groß rausbringt, weshalb er sich ohne Probleme gleichzeitig für Bücher, Hämorrhoidensalbe und Küchenrollen begeistern kann.

6.
Annabelle Chanson, alias Anna Conda alias A.C. Dacon, die AUTORIN, die im realen Leben Annegritt Müller-Eckehardt heißt, in einem Reihenendhaus wohnt und ihre Brötchen je nach Trend mit Liebesschmonzetten, Histoschinken oder Regiokrimis verdient, was ihr nachgerade zum Hals heraushängt. Um nicht durchzudrehen, schreibt sie nebenbei heimlich Kochbücher und Gedichte.

7.
Henning Hundekötter, Versicherungsvertreter und ohne jedes Pseudonym. In fünf Jahren nächtlicher Schreibarbeit hat er einen epochalen Roman verfasst, für den er einen adäquaten Verlag sucht.

8.
Lisa Liesmich, die leidenschaftliche Bücherwürmin, die heimlich bei amazon zum REZENSENTUS ANONYMUS mutiert und voller Wut Werke zermust, die pro Exemplar ein geschätztes Siebenundreißigstel ihres Monatsgehaltes und wertvolle Lebenszeit gefressen und NULL gebracht haben. Dabei sucht sie einfach nur schöne Bücher: zum Abschalten, Aufregen, Gern lesen, WOHLFÜHLEN. Aber die verkauft ihr ja keiner.
  
9.
Die Lektorinnen - ja, richtig gelesen: Es sind derer zwei, und eine von ihnen heißt Bella. Und beide haben es wahrlich nicht leicht mit der Content-Mafia und den Allüren werten Frau Autorin.
 
 
Und last not least:
 
10.
Der Chronist, ein aus der Zeit gefallener Wichtigtuer, der jeden Tag mindestens eine Stunde der Ära der mechanischen Schreibmaschinen nachweint und tatsächlich glaubt, Facebook in eine chronologische Reihenfolge bringen zu können. 

Donnerstag, 10. Oktober 2013

BUCHTHEATER - 1. Die genialste Idee überhaupt

Mittwoch, im Oktober, nachts um 01.15 Uhr  

Wieder mal Buchmesse, ich lese Artikel, Eindrücke, Erinnerungen werden wach. Da war doch diese Idee, mal so richtig Theater über Bücher und Bücherleute zu machen … Zwei Jahre zurückswitchen – Herbst 2011, nee, das war nicht schön, dieses tiefe Loch, ein K(r)ater, klassisches Symptom der sogenannten AAD, einer inzwischen unter Schreiberlingen weit verbreiteten Krankheit: die sogenannte Amazon-Autoren-Depression: Man hat den hippsten Bestseller überhaupt geschrieben, und die Leser haben ihn nach fünf Wochen sozusagen im Handumdrehen von null auf Rang 498 789 geschleudert. Und dann, ich kann mich noch gut erinnern, überfiel mich diese ungeheure, durch nichts gerechtfertigte Euphorie, denn da war sie: EINE IDEE. Und Ideen sind für Schriftsteller wie eine Dosis, na ja, schweigen wir lieber. Es war jedenfalls wie heute irgendwann in der Nacht, und ich sprang durch die Küche und machte mir erst mal einen Espresso, der den Schalk vom Nacken sonstwohin trieb: Brainstorming Windstärke zwölf. Was juckte es mich, dass der Wecker um 05.20 Uhr klingeln würde. Pfeif drauf. Ich muss grinsen: Ja, so fing es an!
Und nun, die Buchmesse und die Erinnerung sind schuld, packt es mich wieder, ich schleiche um den fast vergessenen Ordner in meinem PC, öffne ihn: die Idee bekam Flügel – mehr noch, sie fängt gerade jetzt an zu fliegen. Ich lache und beschließe, die Geschichte noch mal zu erzählen, obwohl sie längst erzählt ist. Ich klaue bei mir selbst. Hemmungslos. Aufmerksame Leser werden es mir hoffentlich verzeihen. Und die anderen bitte ich dringend, NICHTS mehr für bare Münze nehmen, was ab sofort und bis auf Weiteres hier auf diesem Blog erscheint. Das ganze Theaterstück – eine Farce. Die Geschichte: dreist erfunden. Und hier ist er schon, der VERLEGER, diese lächerliche Figur, die es gewagt hat, MEINEN Verlag zu missbrauchen für eine Idee, die so bescheuert ist, dass die Buchstaben vor Scham aus den Büchern fallen. Womit wir schon mitten im Thema wären.   
„Grfmppff!! Ich hab`s doch gewusst: Diese Möchtegern-Autoren, diese Zeitblutsauger! Die lesen nur VERLAG, und schon läuft der Geifer raus und der Drucker heiß, und bei der Post klingelt die Kasse, und ich hab den Ärger! Was da drin ist, in all den Großbriefen, Päckchen und Paketen? Tote Bäume! Sinnlos bedrucktes Papier! MANUSKRIPTE!!!!!“
-        Fortsetzung folgt. Aber vorher klingelt erst mal der Wecker um 5.20 Uhr.

Freitag, 30. August 2013

Garten und Fantasie - alleingelassen

Nein, mein Garten war nicht zu beneiden während der vergangenen Monate, oder vielleicht doch? Keine Zeit hatte ich fürs Unkrautjäten, keine fürs Blumenpflanzen, nur die Minuten fürs Gießen knapste ich mir ab, was zum Glück ja nicht häufig nötig war, da der Himmel das Gießen, von wenigen Wochen Hitze mal abgesehen, zumeist dankend übernahm. "Was macht ein Garten ohne Gärtner? Weiterwachsen." Und wie! In-Ruhe-gelassen-werden kann befruchtend sein, NICHTS zu tun den Blick für Neues öffnen. Das liegt selten klar auf der Hand, aber wenn man die gefühlten dreiundzwanzig Tonnen Unkraut weggejätet hat, findet man Ein- und Ausblicke, die es so nicht gegeben hätte, wäre man rührig gewesen, hätte mehr eingegriffen.

Der Garten ist ein wunderbares Symbol für das Leben; er erzählt so viel, und man kann mit ihm so viel erzählen - auch reden, gewiss, aber das ist hier nicht gemeint. Monatelang habe ich kaum einen Fuß hinausgesetzt ins Grün, im Vorbeigehen ein paar Tomaten genascht und gedacht: Irgendwann musst du ran, die Wege freimachen.

Heute war es soweit, aber das habe ich schon im Gartenblog beschrieben, hier geht es um die anderen Wege, die freizumachen waren, die jede Menge Jäten, Säen, Wässern erforderten. Es ist geschafft, der Boden ist bereitet - jetzt muss es nur noch keimen, wachsen, gedeihen. Der Gärtner braucht Geduld. Und ich freue mich auf Urlaub.

Bis demnächst aus der Schreibstube ...

Nikola

PS:
Zum Garten-Jäten ...
Zum Buchstaben-Jäten ...


Freitag, 2. August 2013

Post vom Anwalt und ein Abschied ...

Es gibt solche Momente, in denen man sprachlos ist ... Heute Abend beim Lesen in meinem Twitter Account war es so weit: "7600 Euro für einen Lokalzeitungstext/Journalist verklagt Musikerin Scarlett O´." Gut, die Diskussion um die sogenannten "Pressespiegel" ist nicht neu, und im Oktober soll es eine Entscheidung zur Verwendung von Rezensionsausschnitten aus Zeitungen im Rahmen der Buchwerbung geben. Und, auch ja: Streng juristisch genommen greift hier das Zitatrecht nicht. Und, ja: Menschen, die (professionell) schreiben, sollen damit auch Geld verdienen dürfen. Und noch mal ja: Das Urheberrecht gilt auch im Internet. Und für Pressetexte. Alles klar?
 
Nein. Nicht mal juristisch ist alles klar. Das bedeutet aber, dass jemand, der nicht seine Tage damit verbringen will, anwaltliche Schreiben zu konsumieren, Konsequenzen ziehen muss. Dass Abschied genommen werden muss von lieben, alten Gewohnheiten, die jahre-, ja, jahrzehntelang üblich waren, die allen, die daran beteiligt waren, irgendwie genutzt haben. Und hier ist der kleine, aber feine Unterschied zur "gewöhnlichen" Urheberrechtsverletzung: Es geht nicht darum, dass jemand einen fremden Text ungefragt veröffentlicht, zu dem keinerlei Beziehung besteht. Scarlett O´ bringt es sehr schön auf den Punkt: Wenn es mich als Künstlerin nicht gäbe, hätte der Journalist nichts zum Schreiben.
 
Diese gute, alte Gewohnheit war eine typische Win-win-Situation: Der Journalist berichtet über Musiker und Schriftsteller, er geht zu Veranstaltungen, und selbstverständlich zahlt er nichts dafür. Wird ebenso selbstverständlich gratis bewirtet, wenn es denn Bewirtung gibt, und dass er, im Falle, er beschäftigt sich mit einem Autor, ein Gratis-Exemplar des Buches bekommt, das er besprechen will, gehört natürlich auch zum Angebot. Die Meinung des Journalisten kann der Künstler damit nicht "kaufen", aber wie hat das jemand so schön formuliert? Die Pressemappe eines Künstlers ist sozusagen sein öffentlicher Arbeitsnachweis. Aufmerksamkeit ist die Währung, in der hier bezahlt wird. Von beiden Seiten. Im Gegensatz zum Autor, der sich spannende, interessante Geschichten ausdenken kann und darf, muss der Journalist das nehmen, was die Wirklichkeit ihm anbietet und damit seine Leser locken. Kunst und Kultur sind sozusagen die Köder. Es kann sein (und kommt gar nicht so selten vor, wie wir Künstler alle leidvoll wissen), dass man die gewünschte Aufmerksamkeit nicht erhält - oder dass die Veröffentlichung nicht "in unserem Sinne" ist, sprich: ein Verriss.
 
Die Künstlerseele schaudert`s, aber aus der Sicht der Konsumenten (Leser, Musikhörer, Kunstliebhaber): wunderbar! Als Leser kann ich das schöne Gefühl haben, dass da jemand objektiv schreibt und dann auch die gute Kritik als ehrlich einsortieren. Trotz Freikarte und Gratis-Buch. Nun weiß aber auch jeder, dass nichts so alt ist wie die Zeitung von gestern. Das mag betrüblich sein für den Periodika-Journalisten. Dass es da eine Spezies von Leuten (nämlich vor allem die Künstler) gibt, die fast liebevoll ihre Pressemappen pflegen, sollte eigentlich die Seele dieser Schreibenden streicheln: Früher wurden Pressemappen an Veranstalter gesandt, oder man machte, wann immer möglich, offline Werbung damit. Das ist schon länger passé; es blieb das Zitieren einzelner  Passagen, der Hinweis - selbstverständlich MIT Quellen- und Autorangabe! - auf Rezensionen und Artikel über die eigene Person, die eigenen Werke. Die positive Rezension, der Bericht über die Lesung oder das Konzert: Natürlich ist man als Künstler stolz, in der Öffentlichkeit "vorzukommen".
 
Aber es gibt auch das Bedürfnis des Konsumenten, sich über den Künstler zu informieren. Und das Bedürfnis des Künstlers (ich wage zu behaupten, irgendwo auch das Recht), zu dokumentieren, was alles geschrieben und veröffentlicht wird über die eigene Person. Ich zumindest habe mich stets bemüht, einen repräsentativen Strauß zu binden und ich weiß, dass die Pressemappe auf meiner Website gern gelesen wurde. Die Zitate reichen zurück bis ins Jahr 1998, als mein erster Roman erschien, über den es mehr als einhundert Presseveröffentlichungen gab, von der FAZ bis zur lokalen Heimatzeitung. Was für ein wunderbares Potpourri! Was für eine Freude, so etwas zusammenzustellen! Eine Werbung, ich maße mir an zu sagen: auch für die, die es geschrieben haben.
 
Natürlich fragt man beim Kontakt mit dem Journalisten, ob man zitieren darf. Klar nennt man Links, wenn sie denn vorhanden sind. Gerne verweist man auf die Website von Autoren/Journalisten. Aber wie viele Artikel bekommt man erst nachträglich zu Gesicht? Wie viele bekommt man, ohne dass der Autor klar erkenntlich ist, weil er unter Kürzel geschrieben hat? Klar, das ist alles rauszubekommen. Sicher, man kann sich für alles und jedes eine schriftliche Genehmigung geben lassen. Und bei Zitaten in meinen Büchern, sofern sie nicht ganz eindeutig unters Zitierrecht fallen, mache ich das auch inzwischen konsequent. Aber bei einer Pressemappe? Bei jedem Satz-Zitat? Oder gar "für Content bezahlen"? Wie sollte das denn bitte zu verstehen sein? Ich zahle, und du schreibst gut über mich? Oder, noch diffiziler: Ich (Journalist) schreibe schon vorausschauend gut, weil sich dann die Chance erhöht, dass ich meine Rezi über den begeisterten Künstler zweitverwerten kann? Welchen Beigeschmack hat eine bezahlte Kritik? Wer mag das lesen - und vor allem: glauben?
 
Vorbei.
Ich will und kann es nicht darauf ankommen lassen.
Soeben habe ich (mit sehr wenigen Ausnahmen) alle "Pressestimmen" zu meinen Büchern gelöscht.
Natürlich kann ich ohne Pressezitate leben. Prima sogar, zumal ohnehin die "Primärstimmen", also die direkten Kommentare von Lesern, einen immer breiteren Raum einnehmen.
Trotzdem: Es ist ein Abschied, der schmerzt. Ein bisschen Friedhof, sozusagen: Was ging, kommt nicht wieder.


Wer sich näher informieren möchte - eine Zusammenstellung von Links zum Thema:

Der Zeitungsartikel über Scarlett O´, auf den ich mich eingangs beziehe:

Und hier der sehr lesenswerte Beitrag dazu auf ihrer Website:
http://www.scarlett-o.de/presse.htm

Eine Zusammenstellungen von Meinungen und Fakten zum Thema:
http://www.chanson.de/rechtliche-themen-1.html
http://www.chanson.de/recht3
http://www.chanson.de/recht1
 
Diskussionsgruppe auf Facebook:
https://www.facebook.com/groups/abmahnungen/

Eine Umfrage zum Thema:
http://www.chanson.de/survey2.html
 
 
Weitere Hinweise/Artikel zum Thema:

(Hinweis auf Abmahnung bei einem Musiker)
 
(Risiko bei Pressespiegel im Internet)

Konflikt um preisende Zitate/Verzicht von Libri auf Presserezensionen
 
Rezensionsausschnitte müssen wohl lizensiert werden (plus ein bissiger Kommentar von mir/Nr. 4)

 Und hier noch ein kleiner Zusatzkommentar zu einem Lesereintrag auf meiner Facebook-Seite:

Ganz eindeutig - und auch in meinem Blogbeitrag und dem zitierten Kommentar gemeint/gesagt: Es geht NICHT um eine beliebige Verwertung journalistischer Arbeit, sondern lediglich um diese kleinen "Appetithäppchen", also (das juristisch umstrittene) Zitieren einiger Sätze oder Auszüge. Und es geht auch nicht darum, dass das jeder darf, sondern eben speziell diejenigen, die auch (und eben auf eigene Kosten) die Grundlage bereitstellen: Freikarten, Gratisbücher für Rezensionen, Bewirtung bei Veranstaltungen, und, wohlgemerkt: OHNE dass daraus eine Verpflichtung zur Veröffentlichung überhaupt, und schon gar nicht auf eine positive, "gekauft" wird. Im schlimmsten Fall (für den Künstler) investiert er (oder seine Verwerter) Zeit und Geld, um anschließend einen Verriss zu kassieren. Ja, ich höre die Stimmen: Auch das ist Werbung. Aber sicher nicht für recht unbekannte Künstler. Für die ist es oft der Abgesang. Juristisch lässt sich streiten, ganz streng juristisch lässt sich sagen: Dieses Zitieren ist keins. Wenn das so ist, muss man die Konsequenzen ziehen, auch wenn man eine liebgewordene Gewohnheit aufgibt. Das habe ich getan. Und es gleichzeitig bedauert. Weil ich finde, dass hier beide Parteien verlieren. Man KANN nicht für eine Kritik bezahlen!! Nie!! Das wird immer den Beigeschmack von Käuflichkeit haben. Und, auch nicht zu vergessen: Es haben sich ja auch längst andere Wege eröffnet. Meine Pressemappe war eigentlich ein in die Jahre gekommenes, ein dennoch liebevoll gestreicheltes Dinosaurierchen. Jetzt ist es eben ausgestorben. Das bedaure ich. Irgendwie. Liebe Grüße!
Quelle:
https://www.facebook.com/nikola.hahn1

Montag, 29. Juli 2013

Schöne Bücher machen ...


Aus eins mach vier, oder: Indie-Reise eines Romans


Mehr als vier Jahre ist es her, seit ich beschloss, meiner Schriftstellerkarriere bei Ullstein erst einmal Adieu zu sagen und einer verrückten Idee die Zügel schießen zu lassen, die mir schon eine geraume Weile im Kopf herumspukte. Eine alte Dame, ein einsames, trauriges Mädchen und seltsame Gestalten in einem geheimnisvollen Garten: das waren die Ingredienzien für meine Geschichte. Ein Buch für die Seele sollte es werden, über die Kraft der Fantasie und die Magie, die Märchen haben. Es dauerte Jahre, bis ich mit dem Ergebnis zufrieden war, und noch immer fand sich kein Verlag dafür. Aber ein paar Leute fanden sich, die das Manuskript lasen und mich ermutigten, die eingetretenen Pfade zu verlassen, Neues zu wagen. Und so entstand aus einer Wörter-Geschichte schließlich auch eine Bilder-Geschichte, zum illustrierten „eBook-Sommergarten“ gesellten sich der „Herbstgarten in Schwarzweiß“, der „Text-pur-Wintergarten“ und, mein Lieblingsprojekt, der aufwendig und farbig illustrierte „Frühlingsgarten“. Die Schriftstellerin verwandelte sich derweil in eine fluchende Verlegerin, die mit ihrem Layoutprogramm und gegen Metadaten kämpfte und die, nachdem die ersten Schlachten siegreich geschlagen waren, eine neue Leidenschaft entdeckte: Schöne Bücher machen wie anno dazumal – digital!

In früheren Zeiten war es nämlich durchaus üblich, Bücher zeitgleich in unterschiedlichen Ausstattungen und Preisklassen anzubieten. Da gab es die Ausgabe mit dem Pappeinband für den schmalen Geldbeutel und die in Leder gebundene Edelvariante für die repräsentative Privatbibliothek. Ich versuche, an diese Tradition anknüpfen, und deshalb erscheinen die Bücher im Thoni Verlag zeitgleich in unterschiedlichen Ausgaben oder sogar in "der falschen Reihenfolge", also das (preisgünstige) Taschenbuch vor der (teuren) Geschenkausgabe, das eBook vor der Printausgabe. "Schöne Bücher" will ich machen, und das bedeutet, sorgsam darauf zu achten, dass Inhalt und Form zusammenpassen: Ein eBook muss anders layoutet werden als ein Taschenbuch; die Gestaltung mit Bildern erfordert die Überlegung, wie sie sich in die Geschichte einpassen lassen, ohne den Lesefluss zu stören. Ein Buch in Farbe zu gestalten kann nicht ohne Auswirkung auf den Preis bleiben.

Ja, all das ist Indie für mich: In die Reise besonderer Bücher zu investieren, Zeit, Geld, Herzblut, viel Geduld und Langmut. Und meine Gartengeschichte? Freut sich über Leser, die leise, poetische Geschichten mögen, die in keine (etablierte) Verlagsschublade passen. 
 
 
 
Neugierig? Aber gern:
 

Samstag, 15. Juni 2013

Bücher und Wasser vertragen sich nicht ...


Liebe Leserinnen, liebe Leser,


wir alle sehen täglich die Bilder der überschwemmten Dörfer und Städte … Besonders betroffen von der Flut sind auch etliche kleine Buchhandlungen. Bücher und Wasser vertragen sich nun mal gar nicht. Die Stiftung Neue Klassik hat eine Initiative ins Leben gerufen, die ich via Thoni Verlag gern unterstütze: "Fluthilfe für den Buchhandel 2013". Das Prinzip: Kleine Verlage stellen Bücher zur Verfügung, die kostenlos an Spender verteilt werden, die für die betroffenen Buchhandlungen spenden.

Der Thoni Verlag stellt jeweils fünf Exemplare der einzelnen Printausgaben des Romans "Der Garten der alten Dame" zur Verfügung, insgesamt also 15 Bücher. Alle werden signiert, auf Wunsch auch mit einer persönlichen Widmung versehen.  

Wer spenden möchte (5 Euro helfen schon!), findet hier alle Informationen:


Beste Grüße!
Nikola Hahn

PS: Ich freue mich, wenn dieser Post und die Links weiterverteilt werden ;)
 
Das sind die Bücher:



 


 


 

Sonntag, 9. Juni 2013

Wenn die Worte fehlen ...


... und sie doch tröstlich sind.


Es ist noch nicht lange her, seit ich hier über das Glück sprach, das ich empfand, als der passionierte Lyrikverleger Theo Czernik mir zu meinem Gedichtband  "Singende Vögel weinen sehen" einen persönlichen, lobenden Brief schrieb. Ende April erhielt ich eine Einladung zur Ausschreibung des diesjährigen Inge-Czernik-Förderpreises für Lyrik, der nach seiner verstorbenen Frau benannt ist. Der tiefe Brunnen weiß es wohl, so der avisierte Titel für die diesjährige Anthologie der Bewerber.
 
"Der Titel ist eine Zeile aus dem Gedicht Weltgeheimnis von Hugo von Hofmannsthal", schrieb Theo Czernik, und dass ein bestimmtes Thema für den Preis nicht vorgegeben werde, weil ein Gedicht sich dagegen sträube, gegängelt zu werden.
 
"Gedichte gehören zu Weltengeheimnissen: In einem Gedicht muss man den Atem des Dichters spüren, seine Gedanken, seine Erinnerungen, die aus einer Grauzone kommen und wie ein Menetekel gedeutet werden möchten. (...) Dichter sind der tiefe Brunnen, in dem wir viele Fragen suchen, Antworten finden, und aus dem wir unsere Träume schöpfen. Wir laden Sie ein."
 
Ob und wann das Buch erscheinen wird? Ich weiß es nicht.
 
Theo Czernik ist am 3. Juni 2013 in Speyer gestorben. Die Beerdigung findet am 10. Juni 2013 um 14.00 Uhr auf dem Friedhof in Speyer statt. Obwohl wir uns nur wenige Male persönlich begegnet sind, trifft mich sein Tod sehr.  

Wie anders als mit einem Gedicht könnte ich Abschied nehmen?

TOD.

Nicht mehr
Hier
Da
Sein

Ein einfühlsamer, schöner Nachruf findet sich hier:
http://www.morgenweb.de/region/schwetzinger-zeitung-hockenheimer-tageszeitung/hockenheim/lyriker-von-nationalem-rang-1.1063406