Donnerstag, 17. April 2014

Amazon ist nicht das Problem!

"Beliebigkeit verkauft sich nicht", schreibt Buchhändlerin Martina Bergmann in ihrem buchreport blog und einer profunden Bestandsaufnahme derzeitiger "Bestsellermentalität" folgt das Statement: "Den höchsten Preis für diese gleichförmig langweiligen Programme zahlen die Autoren. Überdrehung und Textproduktion widersprechen sich, und das Wegbrechen nahezu jedweder Backlist tut ein Übriges, sie von beruhigter Arbeit abzuhalten. Ich kann es ihnen deshalb nicht verdenken, wenn sie nach Alternativen suchen. Aber ich verstehe nicht die Logik, nach der Amazon ausgerechnet zu Autoren fairer sein soll als zu Lieferanten und Logistikern. Autoren sind auch Menschen, und Menschen zählen nicht in dem System."
Was soll man dazu sagen?
Guter Text. Richtig und wichtig. Aber Amazon ist nicht das Problem, sondern das Resultat. Ein Besuch auf einschlägigen Autoren-Plattformen lässt deutlich werden, wie sehr mittlerweile "Content" das Geschichtenerzählen ersetzt, ein Blick in die Listen der Neuerscheinungen, das Outsourcen von Qualität (Lektorat, Korrektorat) tut ein Übriges. Die Übernahme dessen, was man glaubt, dass es "der Leser" lesen will, durch Menschen, die statt Bücher auch Kopfschmerztabletten verkaufen könnten und die Rechtfertigung all dessen durch (monetär bestimmte) "Erfolgslisten": Ja, das gab es auch früher schon, und natürlich müssen auch Bücherleute Geld verdienen. Nichts gegen die Bedienung der "Masse", aber dass Bücher immer auch Ideen und Ideale verkörpern, was sie schließlich zur "Kultur-Ware" macht(e), das gerät zunehmend in Vergessenheit. Dass "etablierte Kräfte" der "Bücherwelten" zunehmend an Bedeutung verlieren, haben sie sich (auch) selbst zuzuschreiben. Es hat schon was: einem Gewerbe, das von der Fantasie lebt, fehlt es an der Fantasie, die (auch digitale) Herausforderung und Chance des Buchmarktes für sich zu entdecken. Stattdessen wird gebetsmühlenartig die "Krake Amazon" beklagt, der man sicherlich genau diese mangelnde Fantasie nicht vorwerfen kann. Und eines auch nicht: Dass man (auch) als "Nischenkunde" (und -Produzent) erstklassigen Service erhält. Soll ich sagen: Leider? Ja. Denn Konkurrenz belebt das Geschäft, und ich kenne und liebe die Welt der (kleinen) Buchhandlungen - aber was nutzt das, wenn immer nur geklagt und nicht gehandelt wird?
Link zum Blogeintrag von Martina Bergmann auf buchreport: 
http://www.buchreport.de/blog.htm?p=3661

Montag, 17. März 2014

Schlüsselprozesse. DAS MUSS RAUS!

So gern ich ja über Berti und die Bücher schreibe, und so strikt, wie ich mir vorgenommen habe, nicht auch noch hier den Tag mit Gedanken über meinen frustrierenden Broterwerbsjob zuzukleistern – DAS muss raus!

Schon vor einiger Zeit hat man uns mitgeteilt, dass demnächst (mal wieder!) eine Umorganisation ins Haus stehe, natürlich zu unserer aller und der Sache unermesslichem Vorteil. Insbesondere, so das Credo, sei es wichtig, dem Betriebsgebilde einen identitätsstiftenden Rahmen zu geben, will heißen: wir werden dem Zeitgeist entsprechend corporatet identitiert. Kaffeegetränkt und semmelsatt strömte nach der Frühstückspause heute die gesammelte Meute vom Pförtner bis zum Chef in den großen Besprechungssaal, in dem ein crossmediales Mehrgängemenue auf uns wartete: Als Aperitif ein bedeutungsschwangeres Grußwort des Chefs und die Vorsuppe ein Feuerwerk aus powerpointierten Kästchen, Pfeilchen und Kringeln, die sich im Hauptgericht zu einer Komposition aus Flipchart-Botschaften mit Wölkchen drumherum und bunten runden Moderationskärtchen zu gut abgehangenen Flussdiagrammen mit einer gedünsteten Beilage aus gutmenschelnden Fotolia-Fotos zusammenfanden. Als Nachtisch gab`s die Aussicht auf diverse Workshops, in denen wir aus der operativen Ebene unsere Sichtweisen einbringen sollen. Na ja, ich fasse das Ergebnis mal zusammen: Das, was wir täglich tun, wird in Zukunft alles anders formuliert und dann läuft das Schlechte weiter wie gehabt und das Gute schafft man großteils ab, weil das nicht mehr in die zu erstellende Prozesslandkarte passt. Bedarfserschließungen werden durchgeführt und Schnittstellen werden erarbeitet, innerhalb der Prozesse zwischen den Schlüsselprozessen, wobei  Schlüsselprozess, so hab ich`s in meinem minderbemittelten Hirn jedenfalls verstanden, wiederum eine Formulierung für das ist, was wir seit Jahr und Tag schon machen, nur wird das eben in diesen noch zu installierenden Workshops neu erarbeitet, flussdiagrammatisch visualisiert und anschließend von der Basis bis zum Management durchnivelliert.

Ach ja, und die Kundenkommunikation soll ebenfalls analysiert und optimiert, das heißt dergestalt ausgerichtet werden, dass das, was wir jetzt schon verdrehen, in Zukunft noch etwas eleganter verdreht werden kann, damit sich die Kunden nicht ganz so verarscht vorkommen, was man unter das Rubrum strategische Entwicklungszielentwicklung subsumiert. Und das Malen nach Zahlen, will heißen: Die Entwicklung eines einheitlichen, den tieferen Sinn Ihrer Organisation spiegelndes und dem Identifikationsbedürfnis des Personalkörpers Rechnung tragendes Symbol in Form eines adäquaten Logos, soll in einem weiteren Arbeitskreis initiiert, in abteilungsübergreifenden Workshops konzipiert und durch die Einrichtung von Qualitätszirkeln feinjustiert werden, selbstverständlich unter Einbeziehung Ihrer sozialen und arbeitsökonomischen Bedürfnisse und innovativ-kreativen Ideen.
Angesichts solcher Aussichten kann man ja gar nicht anders als abgrundtief begeistert zu sein! Und damit das so bleibt, hat sich der Chef den unverzichtbar wertvollen Blick von außen geholt. Serviert wurde das Menue nämlich von einer typischen, sorry, Kommunikationstussi, die aussah, als würde sie den Heiligen Abend mit einem 120-seitigen Powerpointvortrag einläuten. Die war so verliebt in ihre Strategien, dass ich die ganze Zeit darauf gewartet habe, dass sie auf den Tisch steigt und den Beamer küsst. Und unser Chef erst! Kaum wiederzuerkennen!
Wir freuen uns, dass wir für diese wegweisende Aufgabe eine ausgewiesene Fachfrau gewinnen konnten. Frau Dr. Libeskinnt, mit „Doppel-Enn“ und einem „Tee“ (witzisch, witzisch, Cheffe!) wird uns und Sie durch diesen spannenden Prozess begleiten und sicherlich wertvolle Impulse geben.

Immerhin hat sie es fertiggebracht, den gesamten Betrieb für den Rest des Tages lahmzulegen, denn nach dem genialen Vortrag war an Arbeiten natürlich nicht mehr zu denken. Aber wenn ich ehrlich bin: Es sprießt schon, das zarte Pflänzchen der neuen Corporate Identity: Der Depp aus der zweiten Etage, der inzwischen wahrscheinlich 4300 Facebook-Freunde hat, meinte auf dem Weg zurück in die Büros: Tja, ja, du liebes Kind: Da kommt ein schöner Scheiß auf uns zu! Und alle haben losgegrölt. Sogar die schüchterne Tippse aus der 1. Etage, 3. Büro links, von der ich mir nie den Namen merken kann. Wenn das so weitergeht, trinken wir nach dem Workshoppen demnächst alle  ein Bier zusammen!
 
aus: Neues vom Verleger.
www.thoni-verlag.com
 

Samstag, 9. November 2013

#buchbloglob - Leser, Ihr seid dran!

Es gibt so viele wunderbare Bücher, und doch: Manchmal fragt der Leser sich, wo und wie er sie finden soll? Zeitungen und Magazine, die durch Rezensionen oder auch Berichte über Autoren früher eine wichtige Filterfunktion hatten, fahren ihren "Literaturteil" zunehmend zurück oder schaffen undurchsichtige (Rechts-)Verhältnisse, die es Autoren, Verlagen oder anderen Bücherbegeisterten schwer bis unmöglich machen, "sicher" zu zitieren. Hinzu kommt, dass die quirlige und lebendige "Indie-Szene" der Selfpublisher in der "etablierten Literaturwelt" immer noch kein Zuhause gefunden hat, sei es im Buchhandel, sei es in "etablierten" Bücherlisten oder im Buchhandel "um die Ecke", der selbst ums Überleben kämpft. Und mittendrin stehen die Leser, die nur eins wollen: Gute, spannende, fantasiereiche, schöne Bücher lesen!

Was "gut", "spannend" oder "schön" ist? Ja, das unterscheidet sich in der Tat von Leser zu Leser, und doch: Journalisten und Buchhändler schafften es lange Zeit, dem Leser Orientierung im "Bücherdschungel" zu bieten. Das tun sie heute immer noch, aber es ist ein anderer Filter hinzugekommen, dessen Initiatoren ebenso wie die Selfpublisher lange Zeit ein belächeltes Dasein führten: die Community der Buchblogger.

Ich behaupte, ihre Bedeutung wird in den kommenden Jahren weiter steigen, denn sie bieten den Lesern nicht nur Orientierung, sondern auch ein "Buchzuhause". Was liegt näher, als Leser und Bücherblogger noch näher zusammenzuführen?

Liebe Leserinnen, liebe Leser, Ihr seid am Zuge: Bewertet Eure Lieblings-Buch-Blogs und twittert sie an andere Lesebegeisterte weiter!

Links
#buchbloglob - Einladung zum Mitmachen
#buchbloglob auf Twitter
#buchbloglob - Buchblogliste A - Z
Café Mocca - Der Lesertreff im Thoni Verlag

... und ich auf Twitter: Nikola Hahn @baumgesicht

Montag, 4. November 2013

BUCHTHEATER - 3. Lesegeheimnisse ...

Am Anfang war das Hören. Die Menschen saßen ums wärmende Feuer, draußen oder drinnen in der Höhle, Sonnenuntergang, dämmriges Licht. Einer erzählte, die anderen schwiegen, hörten zu. Was bekamen sie wohl zu hören, unsere Ahnen? Erlebtes, Erfahrenes, erzähltes Wissen, das von Generation zu Generation weitergegeben und dadurch zum Gedächtnis aller, zur Geschichte wurde. Viele tausend Jahre später wurde immer noch erzählt, im Winter die Weihnachtsgeschichte, unterm Baum mit Kerzenlicht, Plätzchenduft, und die Hörer bekamen glänzende Augen. Abends folgten Gute-Nacht-Geschichten, aus dem Zauber des Augenblicks geboren; die Kinder vergaßen sie lange nicht, manche vergaßen sie nie. Zwar waren die meisten dieser Geschichten längst auf Papier gedruckt, aber das Vorlesen war mindestens so geheimnisvoll wie das Erzählen, denn der Vorleser gab wie einst der Erzähler der Geschichte seine eigene Stimme.
 
Waren es Erzähler, waren es Hörer? Irgendwer hatte irgendwann angefangen, gehörte Geschichten aufzuschreiben. Fortan blieben sie besser in Form, veränderten sich nicht mehr beliebig, und wurden doch jedes Mal neu und anders, denn nach wie vor fingen sie erst in den Köpfen derer an zu leben, die sie lasen. Der Leser wurde autark, zum Souverän. Er erzählte sich fortan selbst, indem er las. Schmucklose Buchstaben erzeugten Stimmen und Bilder, schmolzen zu einer Melodie, die nur für ihn, in einer einzigartigen Weise spürbar, hörbar, fühlbar war. Und die ihn gleichzeitig mit anderen Lesern verband, die Gleiches, aber nie dasselbe fühlten und spürten.
 
Ein Kinobesucher kann vom Film begeistert sein, wie der Leser kann er mit den Figuren fühlen, leiden, weinen. Kann ein Film nicht ebenso entführen, wie es ein Buch vermag? Oder, um den Sprung ins elektronische Zeitalter zu tun: Ist die Krönung nicht das PC-Spiel, in dem der Konsument zum Akteur wird, der die Geschicke mitbestimmt, der letztlich seine eigene Geschichte schreiben kann?
 
Wer einen Film anschaut, braucht keine Bilder im Kopf, er bekommt sie auf der Leinwand oder dem Bildschirm fertig geliefert: die einsame Landschaft genauso wie das Großstadtleben oder eine ferne Galaxie. Die Bösen und die Guten sehen aus wie sie eben aussehen, und das Rot ihrer Mäntel und das Blau ihrer Hemden zeigt der Filmemacher den Zuschauern als Fixum. Es gibt nichts dazuzudenken, es ist alles schon da. Der Zuschauer konsumiert, der Leser interpretiert: die Intensität von Rot, das Leuchten von Blau, hysterisches Lachen, einen schüchternen Blick, einen verborgenen Garten, den Sonnenaufgang. Der Zuschauer kann fühlen und mitfühlen, sich gruseln und ekeln, aber er kann es nur in der Welt tun, die ein anderer ihm vorsetzt. Die Welt des Lesers wird lebendig in dem Moment, wenn er sie erliest, er faltet einen Fächer auf und bemalt ihn mit eigenen Farben. Er geht in ein Haus und richtet die Zimmer ein. Der Fächer des Zuschauers ist schon aufgeklappt, und manchmal ist er mit so wunderbaren Mustern und Farben bemalt, dass er sich darin verlieren kann. Und doch bleibt er vorgefertigt, seine Schönheit ist für alle gleich. Die Welt des Lesers hingegen wird erst durchs Lesen fertig. Ein Autor hat nur sechsundzwanzig Bausteine, aus denen er einen Fächer oder ein ganzes Haus bauen kann, und sie taugen nicht, sämtliche Möbel zu zimmern. Filme laden ein zu einer Fertighausausstellung. Häuser und Gärten sind formvollendet angelegt. Das kann gefallen, sogar dem nahekommen, was der Zuschauer mag und sich wünscht. Es kann ihn inspirieren, beflügeln. Und doch bleibt er Gast, wird kein Gestalter. Niedergeschriebene Geschichten hingegen laden den Leser ein, die Räume nach eigenem Gusto zu füllen, das Grün im Garten nach Gespür und Gemütsverfassung zu komplettieren.
 
Der Zuschauer bekommt etwas geboten: Er sieht und hört. Der Leser sieht nichts außer reizlosen Zeichen, die zu Wörtern verbunden sind. Erst wenn er anfängt zu lesen, entfaltet sich der Zauber: Die Wörter, Sätze, Seiten fangen ihn ein; aus ihnen sprudelt Spannung, Abenteuer, Sehnsucht, Wehmut, Trost und Trauer, Lachen, Leben, Lust.
 
Aber hat die Moderne das alles nicht längst überholt, selbst den Film, den altmodischen, hinter sich gelassen? Ist nicht der PC-Spieler der wahre Gewinner im Geschichten-Erleben? Er lässt nichts Erzähltes über sich ergehen, er gestaltet es mit! Ist er nicht der kreativste, fantasievollste Konsument von allen? Auf den ersten Blick vielleicht. Aber was ist er tatsächlich?
 
Der Spieler begibt sich wie der Zuschauer und der Leser in eine fremde Welt, aber er muss etwas tun, um sie erlebbar zu machen. Er kann nicht genießen ohne zu handeln. Er tut in einer fremden Welt, was die Menschen seit Anbeginn ihres Daseins in ihrer eigenen Welt tun: Agieren, Reagieren, Interagieren, Kämpfen, um sich zu profilieren, zu amüsieren, sich mit anderen zu messen, an ihnen zu wachsen oder zu scheitern. Er folgt einem Weg, den ein anderer angelegt hat zu einem Ziel, das ein anderer definiert hat. Weil er das Ziel nicht kennt, mag der Weg dorthin spannend sein, aufregend, anregend. Vor allem, wenn es hier und da einen Abzweig gibt, eine Gabelung, die vorspiegelt, selbst entscheiden zu können. Der Spieler wird Gefühle haben, Ärger, Freude, Lust, aber sie sind nicht mit seinem Leben verbunden, haben dort keine Konsequenz, lassen ihn nicht reifen. Er lebt ein virtuelles Leben, das anstrengt wie ein echtes. Nur dass es nicht echt, nicht wahr ist.
 
Geschichten hingegen wollen gar nicht wahr sein, sie wollen nur das Gefühl von Wahrheit erzeugen, Gegenpart zu den Zumutungen des Alltags, Rückzugsort für die Seele sein. Sie fordern nichts außer das Stillesein. Wer eine Geschichte liest, kann niemals scheitern. Im Zimmer der Fantasie steht ein Sofa, und das Fenster, das den Blick hinaus ins Grüne lenkt, ist weder dafür vorgesehen noch geeignet, ein Bungee-Seil daran zu befestigen. Geschichten brauchen Ruhe, keinen Krawall. Sie vertragen sich mit Bildern, nicht mit Animation.
 
Vielleicht wird man irgendwann all den Out-Geburnten statt Yoga und Klosterwochenende empfehlen, ein Buch in die Hand zu nehmen, Geschichten nicht zu konsumieren, sondern zu erlesen. Womöglich werden sie fragen, wie die Altvorderen es angestellt haben, sich mit Papier und Buchstaben zu amüsieren. Und warum sie als moderne Menschen Zeit damit verschwenden sollten, auf Schwarzweiß zu gehen in ihrer fröhlich bunten smartgephonten Online-Welt.
Wie schade das wäre!
(c) Nikola Hahn
 
u.a. als Kolumne veröffentlicht bei Qindie - Das Autorenkorrektiv.

Montag, 28. Oktober 2013

Bücher stehlen? Aber ja doch! Alles nicht so schlimm ...

Es gibt Themen, die treiben einen um ... Zum Verständnis: SB = Spiegelbest, ein sog. "Buchpirat", der auf der Internetseite Qindie (einer Autoreninitiative für unabhängiges Publizieren(!), der ich auch angehöre, was es nicht besser macht), eine kostenlose Werbeplattform erhielt.

„Denke … selbst (wenn möglich).“ Mit dieser schönen Einleitung beginnt auf der Plattform Qindie ein Kommentar zum Thema „Buchpiraterie“. Ich konnte mich einer Erwiderung nicht enthalten und frage: Ist das wirklich zu Ende gedacht? Im Falle von SB geht es nicht um Meinung haben oder nicht haben oder um Gestrige, die nicht offen wären für Neues. Es geht schlichtweg darum, dass hier jemandem, der sich offen zu kriminellem Tun bekennt (oder, wie bitte, soll man den Euphemismus „Bücher befreien“ mit ein bisschen Nachdenken anders subsumieren?), eine Werbeplattform geboten wird, um sich und sein Tun in geschmeidigen Worten zu bewerben.
Was das Neue angeht, das wir denken müssen: Das ist alles richtig! Alte Zöpfe abzuschneiden tut weh, es wird Verlierer, es wird Gewinner geben, Manches wird untergehen, Neues wird entstehen. Wahrscheinlich begreifen wir den gegenwärtigen Umbruch der Welt ebensowenig wie die Menschen den Umbruch der Welt durch die Erfindung des Automobils begriffen haben: „Diese Maschine wird das Pferd nie ersetzen können“, das meinte man damals mit dem gleichen Ernst wie auch heute über alte Zöpfe debattiert wird. Also: Alles richtig, was die Modell-Diskussion angeht, das Wege-Suchen, das Kritisch-Beleuchten.
Aber was hier und auch in anderen Debatten gemacht wird, ist viel mehr als das: Man hat Verständnis für den Automobilisten, der ob der Begeisterung für sein Gefährt Hühner, Kinder und alte Leute überfährt und das damit rechtfertigt, dass sie eben zu langsam die Straße überquert haben. Wir reden mit dem professionellen Ladendieb, der nach Abschaffung der Tante-Emma-Läden und Einführung großer Warenhäuser mit dem Argument kommt: „Wer einen solchen Konsumtempel betreibt und die Waren so verführerisch frei hinlegt, ist doch selbst schuld, wenn ich sie mir nehme.“ Es ließe sich fortführen: „Wie bitte? Du willst nicht, dass jemand deine Kreditkarte missbraucht? Dann bezahle gefälligst weiterhin mit Bargeld!“ Wer will, kann sich weitere Beispiele überlegen.
Neues wird immer dazu führen, dass es Menschen gibt, die daraus auf Kosten von anderen ihren Vorteil ziehen, im schlimmsten Falle werden neue Formen der Kriminalität entstehen. Das ist im und mit dem Internet nicht anders. Es geht also nicht um neue Wege, es geht darum, wo wir die Grenzen setzen wollen. Welche Werte wir leben und vermitteln wollen. Ob wir Kriminelle salonfähig machen wollen. Leute, von denen wir nicht mal wissen, wer sie sind! Leute wie SB, bei denen selbst die Maske, hinter der sie sich verstecken, gestohlen ist.
Es geht nicht darum zu reden, kontrovers zu diskutieren, Probleme zu thematisieren. Es geht darum, beliebig zu werden, für nichts mehr zu stehen, keine Grenzen mehr zu kennen und für keine mehr zu kämpfen. Ist doch alles nicht so schlimm. Ich hab doch Verständnis, für alles und jeden. Schöne neue Welt.

Links:

Qindie - das Autorenkorrektiv
Original-Kommentar von Stefan Holzhauer und meine Originalreplik 

Samstag, 26. Oktober 2013

Wut im Bauch!

Ja, ich gehöre auch zu denen, die es NICHT gut finden, dass Leute vom Schlage eines "Spiegelbest" ein Forum und damit Gratis-Werbung(!) ausgerechnet bei einer Selfpublishing-Organisation erhalten, die Qualitätssicherung auf ihre Fahnen geschrieben hat (Qindie). Verflixt noch mal: Warum musste man auch noch das Piratennest mit Adresse benennen?!
Natürlich halte ich die Diskussion aus, auch, dass anderen der Illegal-Download ihrer Bücher egal zu sein scheint. MIR ist das NICHT egal. Weil ich auch etwas dagegen hätte, wenn am Monatszweiten die Hälfte meines Gehalts zurückgebucht würde, weil jemand meint, er bräuchte auch ein bisschen Geld und ich hätte ja ohnehin noch genug und außerdem ... Lassen wir das.
Natürlich trete ich deshalb nicht bei Qindie aus, aber ich finde schon, dass man eine solche Diskussion, wenn schon, mit etwas mehr "Hinterdenken" anzetteln sollte. Das Statement des Herrn "Buchpiraten" ist ein geschickter Marketing-Schachzug. ER zumindest hat seine Publicity bekommen. Wenn Qindie nicht aufpasst, bleibt es auf dem Kollateralschaden sitzen.  
Wenn ich überlege, wie viel - gerade in Selfpublisher-Kreisen - Wert darauf gelegt wird, "frei" zu sein, frei von inhaltlichen, frei von organisatorischen, frei von VERLAGS-Zwängen - und die gleichen Leute finden es dann überlegenswert, mit "Unternehmungen" zu liebäugeln, deren "Inhaber" die Entrechtung von Autoren zum Geschäftsmodell erklärt haben? Das macht einigermaßen fassungslos.
Und mal ehrlich: Gerade die Selfpublisher gehen doch mit der Preisgestaltung schon mehr als es teilweise die Schmerzgrenze erlaubt, auf ihre Leser zu. Einen Roman für den Gegenwert einer Tasse Kaffee oder einer Schachtel Zigaretten! Wenn Leser nicht mal bereit sind, das zu bezahlen: Welchen Wert messen wir uns selbst, unserer Arbeit noch zu? Statt Pionierarbeit zu leisten, indem wir Selfpublisher selbstbewusst sagen: Hey, Verlage, Ihr habt im Printbereich durch die Möglichkeit, große Auflagen zu drucken, die Nase vorn, was die Preise angeht, aber WIR haben im eBook-Bereich die Nase vorn, weil wir die günstige Herstellung eines eBooks eben nicht auf den großen Verlagsapparat übertragen müssen ... Nein, statt dessen wird "Gratis-Kultur" gefahren oder eine Flatrate schöngeredet. FLATRATE für Bücher. Supi. Was und wer wird davon wohl profitieren? Natürlich die Bestseller. Aber doch nicht engagierte und schreibende Überzeugungstäter, die nicht bei jedem Wort auf den Publikumsgeschmack schauen und vielleicht gerade deshalb lesenswerte Bücher schreiben? Haben diejenigen unter uns, die aus der Verlagswelt kommen, nicht genau das im Selfpublishing gesucht? Die Freiheit, gerade einmal NICHT jedem Trend hinterherzuschreiben? Sich gerade NICHT von anderen bestimmen, bevormunden zu lassen? Das, was "Spiegelbest" macht, propagiert und will, widerspricht dem Gedanken der Schriftsteller- und Verlegerfreiheit gleichermaßen. ER weiß, was für uns gut ist. Und wenn wir das nicht einsehen, dann haben wir halt Pech gehabt und sind von gestern.
Ok. Dann bin ich von vorgestern.*
 
Und hier ein paar Links zum Verständnis:

Qindie - das Autorenkorrektiv (Startseite)
Beitrag von (Qindie-Mitglied) Ruprecht Frieling dazu (und darunter meine in Wallung geschriebene Erwiderung, die über das Oben Gesagte noch hinausgeht ;))

* In leicht abgewandelter Form habe ich den Post auch bei Qindie hinterlassen.

Dienstag, 15. Oktober 2013

Buchmesse 2013 - Eine Bilderreise mit Gewinnspiel

Dreimal "Der Garten der alten Dame" zu gewinnen!

 
Während ihres Messerundgangs traf Nikola Hahn unversehens auf eine ihrer Romanfiguren aus "Der Garten der alten Dame". Natürlich hat sie ihre Begegnung im Bild festgehalten - nur in welchem? Und wen hat sie nun getroffen?
 
Unter allen richtigen Einsendungen, die bis zum Samstag, 19. Oktober, im Thoni Verlag eingehen, werden drei Exemplare des Romans "Der Garten der alten Dame" verlost!

1. Preis: "Der Garten der alten Dame", Frühlingsgarten (farbige Schmuckausgabe)
2. Preis: "Der Garten der alten Dame", Herbstgarten (mit Schwarzweißillustrationen)
3. Preis: "Der Garten der alten Dame", Wintergarten (vollständige Textausgabe)

Hier geht`s zur Buchmesse-Bildergalerie und dem Gewinnspiel - viel Vergnügen und viel Glück!